Sonntag, 11. März 2018

[Buchtipp & Rezension] Fuchsteufelsstill - Niah Finnik



07.04.2017¦ Ullstein fünf  ¦ 304 Seiten ¦ Klappenbroschur ¦ Deutsch ¦ 14,99€  ¦Roman¦ Psychische Erkrankungen



Nach einem gescheiterten Suizidversuch begleiten wir die 27-jährige Autistin Juli auf ihrem Weg zu einer psychiatrischen Tagesklinik. Dort hat sie sich einweisen lassen und soll sich dort mit ihren Ängsten konfrontieren. Juli zähl gerne, merkt sich alles und ist generell ziemlich anders als andere Menschen. Sie lässt sich nicht gerne anfassen und mit Gefühlen kann sie auch nur schwer umgehen. Am liebsten erklärt sie die Welt mit Zahlen und Formeln.
Doch vieles, insbesondere Menschen, bleiben ihr unerklärbar.
In der Klinik freundet sie sich mit der bipolaren Sophie und dem schizophrenen Phillip an. Als an einem Tag einer ihrer Mitpatienten nicht auftaucht, gehen sie gemeinsam zu seiner Wohnung. Ein Wochenende außerhalb der Klinik beginnt und die drei versuchen im Norden, der Gegenrichtung von Julis Angst, herauszufinden was dort ist…

"Kennst du einen Autisten, kennst du genau einen Autisten."
S. 171
Die Autorin Niah Finnik ist selbst Asperger -Autistin und hat (vermutlich) eigene Erfahrung mit in das Buch einfließen lassen.
Die Protagonistin Juli ist anders als viele Charaktere, die ich bisher kennengelernt habe. Sie ist seltsam und gleichzeitig erreichbar und unerreichbar.  Sie nimmt die Welt völlig anders wahr als andere Menschen, und das macht für mich die Reise mit ihr durch Berlin und in die Tagesklinik so lesenswert. Ehrlich und offen versteht sie die Welt und Gefühle nicht und nimmt als wörtlich. Ihre Begegnungen in der Klinik sind wundervoll beschrieben. Der Schreibstil und unverblümt und direkt, genau wie die Charaktere und die Geschichte.

"Es ist viel schwerer, jemanden davon zu überzeugen, normal zu sein, als jemanden davon zu überzeugen, dass man verrückt ist."
S.27
Bei vielen ihrer Gedanken musste ich schmunzeln, warum darf man mit Arbeitskollegen im Bikini ins Schwimmbad gehen aber nicht im Bikini zur Arbeit kommen? Warum ist etwas wie es ist und warum machen Menschen das? Bei manchen Dingen habe ich mich selbst gefragt, warum.
Der Roman ist gespickt mit vielen starken Sätzen, Ich habe mir viel angestrichen und rausgeschrieben. Niah Finnik hat einen tollen, unromantischen und teilweise witzigen und traurigen Roman geschrieben. Wir begleiten drei Menschen, für die das Leben anders ist, für die das Leben viel schwieriger ist als für gesunde Menschen und dabei gelingt es der Autorin trotz schwieriger und in Deutschland leider immer noch stigmatisierten Thematik einen wundervollen Roman zu schreiben.
Es hat mir richtig gut gefallen und ich lege es wirklich jedem ans Herz, der sich für psychische Erkrankungen oder einfach nur für außergewöhnliche Protagonisten interessiert.

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