Sonntag, 9. September 2018

[Rezension] Guten Morgen, Genosse Elefant - Christopher Wilson





In den 1950er Jahren lebt der zwölfjährige Juri Zipit in der Sowjetunion in einem Moskauer Zoo. Sein Vater ist der dort arbeitetende Veterinärmediziner und hat sich auf die Neurologie von großen Säugetieren spezialisiert.
Eines Tages wird Juris Vater in das Umfeld des „Stählernen“ gerufen um ihn zu untersuchen.
Der naive und als Idiot betitelte Juri begleitet seinen Vater.
Juris besticht dadurch, dass ihm jeder sofort ungefragt seine Geheimnisse erzählt und durch einen Unfall Probleme mit seinem Gehirn hat.
Er scheint auf sein Umfeld sehr einfältig.
Juri wird zum Vorkoster des alten und kranken Diktators Stalins. In den wenigen Wochen, die er bei dem Stählernen verbringt lernt er einige Mitarbeiter und Berater des Diktators, kennen die hinter den Rücken der anderen Intrigen spinnen. Juri wird zum Spielball und bekommt Dinge mit, von denen er hätte nie wissen dürfen.

Das Buch wird aus der Sicht des zwölfjährigen und sehr naiven Juris geschildert. Zu Beginn der Geschichte bringt Juri den Leser immer wieder zum Lachen, auch im Laufe der Geschichte zum Schmunzeln. Allerdings bekommen wir dennoch ganz deutlich Menschenverachtung und Brutalität mir, die Juri am eigenen Leib erfährt, aber dennoch nicht als schlimm erachtet. Eine heitere und bedrückende Stimmung wird so bei dem Leser ausgelöst – einerseits durch die Sprache des Jungen – wir wissen nie ob er es wirklich so meint – auf der anderen Seite durch die unglaublichen Situationen, die er erlebt.
Der naive Optimismus den Juri an den Tag legt ist an einigen Stellen kaum zu ertragen – seine Hoffnung unerträglich.
Die Kombination aus absurd, humorvoll, brutal und herzzerreißend ist ein wahres Meisterwerk des Autors.
Trotz schlimmer, trauriger und brutaler Momente kommt durch die Erzählperspektive nie das Gefühl von Melancholie auf.



„Ich bin ein Künstler, doch wohingegen ein Maler mit Farben malt, ein Töpfer mit Ton töpfert, arbeite ich mit Schmerz und Furcht. Denn ich bin ein Terrorist.“
„Sind Sie das?“
„Ich terrorisiere Menschen. Ich verhafte sie, bestrafe sie, zerbreche sie, zertrümmere Ihre Knochen.
ich reiße ihnen die Augen aus, zerfetze ihre Seele…“
„Autsch“, sage ich.

[S.79]

1 Kommentar:

  1. Huhu du,
    ich habe das Buch auch hier und erhoffe mir genau die Gefühle und die Mischung davon, die du in deiner Rezension beschreibst.
    Danke dafür. Ich hoffe mir wird es auch so gut gefallen.
    Liebe Grüße, Petra

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